Pfarrkirche St. Martin

Als Zentralkirche des katholischen Umlands gab die Stadtpfarrkirche St. Martin der heutigen Großen Kreisstadt ihren Namen. Die „Leutekirche“ St. Martin wird schon 848 erwähnt. Um die Pfarrkirche herum bildete sich damals eine kleine Siedlung, aus der im 13. Jahrhundert eine veritable Stadt mit Mauern und Stadtrecht entstand.

1514 - 19 wurde für die in Stadt und Land gewachsene Zahl der Pfarrangehörigen ein beträchtlich größerer Bau als dreischiffige Hallenkirche errichtet. Dieser spätgotische Bau, der nur im unteren Drittel des Chores noch romanische Reste enthält, steht bis heute; allerdings wurde Anfang des 19. Jahrhunderts die beschädigte Turmspitze durch eine Zwiebel von geringerer Höhe ersetzt und 1867 bei einer Dachreparatur der Dachstuhl ebenfalls um einige Meter niedriger gemacht.

Über den Baumeister gibt es keine sichere Nachricht. Der spätere Pfarrer Maucher schreibt um 1635 in seiner Chronik, dass ein Pfarrer Johannes Schwartz Baumeister gewesen sein soll und dass zuvor die im 19. Jh. abgegangene Wolfgangskapelle als Modell für die spätere Pfarrkirche gebaut worden sei. In welcher Weise der aus Leutkirch stammende Dr. Johann Fabri, den der Rat Stadt 1514 als Pfarrer haben wollte und dem er die Pfarrei auf 15 Jahre übertragen ließ - was 1529 wiederholt wurde -, auf den Kirchenbau Einfluss nahm, ist unklar. Fabri hat sich immer um Leutkirch gekümmert, obwohl er nie selbst in Leutkirch geamtet hat, sondern die Pfarrei durch Stellvertreter versorgen ließ. 1514 war er Seelsorger in Lindau, später Offizial beim Bischof von Basel, dann Generalvikar der Diözese Konstanz, danach Berater des Königs Ferdinand in Wien und dort 1530 bis zu seinem Tod 1541 Bischof. Seine zahlreichen Stiftungen für Leutkirch und überhaupt seine Art und sein Verhältnis zu seiner Heimatstadt lassen eine Beteiligung Fabris an diesem Kirchenbau vermuten. Die Ausstattung der Kirche blieb wohl zunächst bescheiden.

1522 war im Chor der Martinskirche ein Sakramentshaus errichtet worden, über dessen Aussehen nichts bekannt ist, auch über Zeit und Umstände seines Abbruchs gibt es bisher keine Belege. Die spätere Ausgestaltung des Innenraumes wurde bald geprägt von dem sich rasch verbreitenden Barock. In der Mitte des 19. Jahrhunderts konnte man mit dem 'Zopfstil' nichts mehr anfangen. Als die evangelische Gemeinde ihre Predigtsaalkirche durch einen durchgängig neugotischen Bau ersetzte, bekam auch die Martinskirche eine Innenausstattung ganz im Stil der Zeit: Altäre, Kanzel und Apostelfiguren; federführend war der Bildhauer Ferdinand Prekle aus München. Die Kirchenrenovationen 1936 und 1972 haben diese Neugotik wieder entfernt, nur die Kreuzigungsgruppe des Hochaltars und die Apostelfiguren sind geblieben. 1936 wurden an den Stirnseiten der Seitenschiffe die großen Fresken mit Darstellungen zu St. Martin und St. Elisabeth angebracht, gemalt von dem Münchner Künstler Burkart, der damals als seinen Helfer den Maler Henning nach Leutkirch brachte. Der bei Ravensburg geborene und ebenfalls in München wirkende Gebhard Fugl schuf die Kreuzwegbilder.

1972 wurden nicht nur neue Bänke angeschafft, sondern der Innenraum auch durch den Verzicht auf den Mittelgang umgestaltet. Noch wichtiger sind die Veränderungen im Chor. In den drei Fenstern der Chorrundung stellte der aus der Rottweiler Gegend stammende Rudof Haegele in kräftigen Farben die Sätze des Glaubensbekenntnisses dar, während die Fenster der südlichen Chorwand von U. Dethleffs sehr zurückhaltend gestaltet sind. Den nun fast unter dem Chorbogen stehenden Volksaltar schuf Jos. Henselmann, ebenso Ambo, Taufstein und Nebenaltäre. Diese Ausgestaltung hat die Renovation von 2001 ganz belassen und nur die Farbgebung an Wänden, Gewölben und deren Bogenornamenten mehr nach dem Originalbefund ausgerichtet und die Fresken und Chorfenster durch Entfernung des Grauschleiers wieder zum Leuchten gebracht. 

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