Rückblick auf das Jahr 2022

Samstag, 31.12.22 und Sonntag 1.1.23 Jahresabschlusskonzerte

"Festliche Jahreswende"

Hans Jürgen Huber, Trompete
KMD Franz Günthner, Orgel


Babette Caesar in der Schwäbischen Zeitung vom 3.1.23

Musikalisches Silvester-Highlight in Leutkirch: Orgel und Trompete begeistern Besucher

Das alte Jahr zu Ende gehen zu lassen und das neue zu begrüßen, das kann auf vielen verschiedenen Wegen erfolgen. Was den musikalischen Part angeht, bot der Förderverein der Katholischen Kirche St. Martin Jahr auch in dieser Silvesternacht einen festlichen Ausklang an, der sehr gut angenommen wurde.
Mehr als 120 Besucherinnen und Besucher fanden sich im Kirchenschiff ein, um sich am Orgelspiel von Kirchenmusikdirektor Franz Günthner zu erfreuen. Ihm an der Seite stand als Gastmusiker der international auftretende Trompeter Hans Jürgen Huber.

Gedanken ihren Lauf lassen

Es ist die zugleich festlich, aber nicht übertrieben weihnachtlich geschmückte Atmosphäre, die diesen christlichen Raum auszeichnet. Die in ein bläulich-rotes Licht getauchten Mittelpfeiler verleihen ihm einen Hauch von Mystik, um sich für rund eine Stunde nach innen zu wenden. Den Gedanken ihren Lauf zu lassen und sich seiner selbst bewusst zu werden, was einen in den vergangenen zwölf Monaten alles begegnet ist und was einen im neuen Jahr womöglich erwartet.
In diesen Moment der Stille erhoben sich Hubers helle barocke Trompetenklänge des Allegro aus Johann Gottfried Walthers (1684-1748) Concerto in F-Dur. Wie losgelöst von der Außenwelt füllten sie den Raum und forcierten einen leichten flüssigen Dialog mit Günthner an der Orgel. Wechselseitig übernahmen beide Instrumente die Solostimmen, wonach es im Adagio stiller und getragener zuging. Über rhythmisch pulsierenden Takten legten sich Hubers Phrasierungen, die dem Spiel einen starken improvisierten Ausdruck verliehen.

Vivaldis „Vier Jahreszeiten“

Das Schaffen des Erfurter Organisten und Kapellmeisters Walther war zu dessen Lebzeiten ebenso von Johann Sebastian Bach wie von Antonio Vivaldi beeinflusst. Das ließ sich gut an nachfolgend aufgeführten Werken wie dem des Chorals in h-Moll von César Franck und dem „Winter“ aus Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ nachvollziehen.
Wenn sich Franck, im Dezember 1822 in Lüttich geboren, an die Orgel seiner Kirche Sainte-Clotilde begab, heißt es in einer Überlieferung, lauschte das Paris der Spätromantik andächtig seinen quasi-sinfonischen Offenbarungen. Das Wort „Offenbarung“ trifft das Gefühl, das sich einstellte, als Günthners Tasteninstrument anhob zum zweiten der „Trois Chorals“, die in Francks Todesjahr 1890 entstanden.

Explosiver Mittelteil

Den Auftakt beschreibt eine dunkle, fast schon düstere Stimmung lang anhaltender Oboenregister. Im Verlauf löst sich diese Monotonie, zerfällt und splittet sich kristallin auf in einzelne Akkorde hin zu einem Drängen in Klangwelten, die unberechenbar erscheinen. Nichts ist in diesem Spiel von Dauer, wenn sich der explosive Mittelteil wiederum in seichte Gewässer begibt und sich sogleich nach allen Seiten ausdehnt, um seiner Zuhörerschaft eine grenzenlose Weite zu offenbaren.
Für Entspannung und Platz zum Durchatmen sorgte Vivaldis Winter-Porträt. Fast schon beschwingt brachte Hubers Trompeten-Solo die Freude an der Leichtigkeit, den Mut und die Zuversicht zum Tragen.

Bewunderswerte Langsamkeit

Mit Adagio und Toccata aus Charles Marie Widors (1844-1937) berühmter fünften Symphonie von 1879 machte Günthner einmal mehr deutlich, dass ihn die unerschöpflichen klanglichen Möglichkeiten seines Instruments bis heute in den Bann ziehen. Demonstrierte das Adagio zusammen mit Hubers Trompete noch eine bewundernswerte Langsamkeit, überstrahlte die F-Dur-Toccata alles Bisherige. Ein Feuerwerk an Akkordrepetitionen drängte mal bedrohlich, mal heiter ohne Unterlass vorwärts. Kein Halten scheint es in diesem fortwährenden Fließen zu geben, das sich aufbäumt, weitet und in einem grandiosen Finale mündet.
Louis Viernes (1870-1937) zugleich temporeicher und meditativer „Carillon“ op. 31 leitete über zur Sonate D-Dur von Georg Philipp Telemann (1681-1767), in der Hubers festlichen Trompetenklänge dominierten. Schreitend im Spirituoso, mit Trillern verziert im Largo, um im Vivace alles Alte nochmals durch zu rütteln, Platz zu schaffen für Neues und sich versöhnlich zu geben. Ihre Zugabe „In dulci jubilo“ von Lani Smith ließ diese Silvesternacht frohgestimmt ausklingen.

 

Samstag, 10. September 2022

4. Orgelmatinee 2022

Luc Antonini, Frankreich, Orgel

Programm:

Johann Sebastian BACH (1685-1750)
Praeludium Es-Dur BWV 552a 

Nicolas de GRIGNY (1672-1703)                
Auszug aus "Veni Creator"    
Récit de cromorne
Duo 

Johann Sebastian BACH      
Fuge Es-Dur BWV 552b 

Louis VIERNE  (1870-1937)       
Scherzo und Final aus der 6.Symphonie op.59

Franz Günthner für die Schwäbische Zeitung:

Wunderbarer Abschluss der Orgelmatineen zur Marktzeit 2022

Mit dem virtuosen Auftritt des Organisten Luc Antonini aus Avignon gingen die Orgelmatineen 2022 in St. Martin zu Ende. Antonini bot ein großartiges Programm mit zahlreichen Höhepunkten. Besonders eindrucksvoll war das leichtfüßige Pedalspiel beim Schlussstück – schön sichtbar bei der Videoübertragung ins Kirchenschiff.

Besonderer Dank geht an das Team des Fördervereins Kirchenmusik St. Martin und an die Sponsoren. Man darf gespannt sein, was den Organisatoren nächstes Jahr wieder einfallen wird.
 

Samstag, 6. August 2022

3. Orgelmatinee 2022

Jürgen Sonnentheil, Cuxhaven, Orgel

Programm:
Sigismund Ritter von Neukomm (1778-1858)  
aus 25 Grandes études pour orgue   
Étude Nr. 14 C-Dur Andantino
Guy Bovet (geb. 1942)                                  
aus Tangos eccleciasticos
Tango de segundo tono, para los bárbaros
teutonicos que pisan la música con los piés
Alexandre Guilmant (1837-1911)                 
Fuga ‚alla Händel‘ op. 49 nr. 6    
Eugène de Bricqueville (1854-1933)
Etude
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Pedal-Exercititum BWV 598 ergänzt von Andreas Wilscher
Wilhelm Middelschulte (1863-1943)            
aus dem Konzert für Orgel über die e-moll Fuge von Joh. Seb. Bach 
Intermezzo (Pedal solo)        
Margaretha Christina de Jong (geb. 1961)  
Capriccio         
César Franck (1822-1890)                              
a-moll Choral

Brigitte Göser für die Schwäbische Zeitung:

Orgelmatinee mit Tango und Pedalgewitter

Jürgen Sonnentheil aus Cuxhaven in St. Martin

Eine ganz besondere Orgelmatinee gabs im Rahmen des ALSO-Festivals vom Förderverein Kirchenmusik St. Martin in Leutkirch. Jürgen Sonnentheil aus Cuxhaven, bereits zum zweiten Mal in Leutkirch, zeigte was an der Orgel allein mit Fußarbeit an den Pedalen möglich ist, unter anderem auch ein Tango von Guy Bovet. "Manches Werk erinnert dabei an das gewaltige Gewitter, das gestern Abend über die Stadt zog", so der Organist bei der Vorstellung seines Programms. Die fast hundert Zuhörer konnten das durch die Beamerübertragung hautnah mitverfolgen und waren fasziniert und begeistert.
Die nächste Orgelmatinee mit Luc Antonini aus Frankreich findet am Samstag, 10. September um 11.15 Uhr statt. Zum letzten Mal in diesem Jahr haben dabei die Leutkircher Gelegenheit, europäische Orgelkunst zu geniessen.
 

Samstag, 2. Juli 2022

2. Orgelmatinee 2022

Donato Cuzzato, Italien, Orgel

Programm:
Johann Sebastian Bach (1685-1750):
Toccata e Fuga in re minore (dorica) BWV 538
Felix MENDELSSOHN (1809-1847)
Sonata in do minore, op.65  n° 2
(Grave - Adagio - Allegro maestoso - Fuga)
Donato CUZZATO (1955)
November  (Outstanding voices - Dies irae - Prayer)
Felice MORETTI (Padre Davide da Bergamo) (1791-1863)
Gran sinfonia: -Allegro moderato-Larghetto-Allegro moderato- Allegro vivace
(arrangiamento di Donato Cuzzato

Brigitte Göser für die Schwäbische Zeitung:

Orgelmatinee zur Marktzeit mit Donato Cuzzato

Regelmäßige Reihe des Fördervereins für Kirchenmusik mit italienischem Flair

Ein sehr spannendes und abwechslungsreiches Programm wurde bei der Orgelmatinee zur Marktzeit im Juli vom italienischen Organist Donato Cuzzato aus Treviso geboten. Vor allem seine Eigenkomposition „November“, die er hier als Premiere spielte, und die Gran sinfonia von Padre Davide da Bergamo kamen beim Publikum sehr gut an. „Diese beiden Stücke würden wir uns auf CD wünschen“, war die Meinung einiger Konzertbesucher, die beim anschließenden CD-Verkauf aber trotzdem fündig wurden.
Die nächste Matinee vom Förderverein für Kirchenmusik ist bereits am 6.August im Rahmen des ALSO-festivals mit Jürgen Sonnentheil aus Cuxhaven, wie üblich um 11.15 mit Beamer-Übertragung.
 

Samstag, 4. Juni 2022

Erste Leutkircher Orgelnacht "son et lumière - Ton und Licht"

in Zusammenarbeit mit dem Partnerschaftsverein, Abt. Frankreich

KMD Prof. Carsten Klomp, Orgel
Christian Segmehl, Saxophon
KMD Franz Günthner, Orgel
Jürgen Mayer, Schlagwerk

Teil 1: Carsten Klomp mit Werken von Louis Vierne, Jean Francaix, Carsten Klomp, Theodore Dubois und Naji Hakim 
Teil 2: Christian Segmehl – KMD Franz Günthner mit Werken von Sergei Rachmaninoff, Gabriel Fauré, Christian Segmehl, Charles Marie Widor, Oskar  Lindberg und Astor Piazolla
Teil 3: Jürgen Mayer – KMD Franz Günthner mit Werken von Maurice Ravel, Edward Elgar, Louis Vierne, Louis Lefébure-Wely und Jacques-Nicolas Lemmens

Bernd Guido Weber in der Schwäbischen Zeitung vom 8.6..2022:

Orgelnacht in Leutkirch: Frankreich mit allen Sinnen genießen

Mit zahlreichen Veranstaltungen feiert der Partnerschaftsverein die 40-jährige Verbundenheit mit Bedarieux, Lamalou und Herepian. Vorläufiger Höhepunkt ist am Samstag die Orgelnacht in St. Martin zusammen mit dem Förderverein Kirchenmusik. „Son et lumière“ - „Ton und Licht“ - lautet das Motto: Hochklassige Musik sowie bei bestem Frühsommerwetter Weiß- und Rotwein vor dem Gemeindehaus, französisch inspirierte Petitessen aus der Backstube Wandinger, und, endlich wieder, Treffen mit Freunden, Bekannten, anregende Gespräche.

Während der gute Wein unweit der drei Partnerorte gelesen und gekeltert worden ist, müssen die zahlreichen Besucherinnen und Besucher auf einen Organisten aus dem französischen Süden verzichten. Die Suche hat sich als nicht einfach gestaltet, so die Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Susanne Joser-Schmidt. Da das Programm rechtzeitig stehen musste – alle Musiker haben auch ja andere Termine – hat Kirchenmusikdirektor Franz Günthner den Heidelberger Orgelprofessor Carsten Klomp für diesen Abend gewinnen können. Dazu sitzt in zwei weiteren Blocks Günthner selbst an der Orgel, einmal mit dem Saxophonisten Christian Segmehl, dann mit dem Schlagwerker Jürgen Mayer. Auf dem stehen Programm natürlich Werke französischer Komponisten, dazu Populäres und weniger Bekanntes. Ein gelungener Abend!

Klomp erweist sich als Glücksfall
Das Engagement des Heidelberger Orgelprofessors Klomp erweist sich als Glücksfall: Einen so virtuosen und auch bis dato nie gehörte Klänge aus der Leutkircher Orgel schöpfenden Orgelmeisters hat man hier lange nicht gehört, wiewohl bei der Reihe „Orgelmatinee zur Marktzeit“ schon namhafte Tasten- und Fußkünstler hier gewesen sind. Carsten Klomp beginnt mit zwei Stücken von Louis Vierne, dem wohl prägendsten französischen Orgelspieler und -komponisten des 19./20. Jahrhundert. Ein Genie, das mit und für die Orgel gelebt hat – und schließlich während eines Konzerts in Notre Dame in Paris mitten im Spiel gestorben ist. Klangmächtig zuerst „Carillon“ aus den „Pieces en style libre“, dann bezaubernd und zart „Reverie“.
Jean Francaix (1912-1997) hat mit der „Suite Carmelite“ sechs Karmeliternonnen musikalisch porträtiert, Die eine völlig vergeistigt, eine andere höchst mitteilsam, die Nonne mit dem Schlüssel zur Kellerei durchaus einem Schlückchen zugetan, die Äbtissin mit ihren 150 Kilos eine imposante Erscheinung. Abwechslungsreich und reizvoll. Überirdisch verklärt ist „In Paradisum“ von Theodore Dubois, mit Himmelsleiterklängen, tröstlich schwebend. Und in allen möglichen Klangfarben, Energiezonen und Schattierungen zwei Stücke aus den „Esquisses Gregoriennes“ des 1955 im Libanon geborenen Franzosen Naji Hakim. Massive Klangfluten, fast schon gewalttätig, schnelle Triller bis in höchste Höhen. Eindrucksvoll.

Klangmächtig, fast bombastisch
Carsten Klomp interpretiert nicht nur, er komponiert auch selbst. Dem Leutkircher Publikum stellt er „Vier kleine Choralvorspiele“ vor. Von wegen klein: Das sind ausgedehnte Exkursionen ohne falsches Pathos, dafür fingerflink und alle Register ziehend. Zwischendurch auch mal klangmächtig, fast bombastisch, bevor er flirrend mit dem „The earth-and-heaven-blues“ endete. Langer Beifall.

In Teil zwei lässt es Franz Günthner, auch er ein weithin gefragter Orgelkünstler, zusammen mit Christian Segmehl am Saxophon ruhiger angehen. Der in Wuchzenhofen lebende, international gefragte Segmehl ist kurzfristig für den ursprünglich verpflichteten Christian Elin eingesprungen. Dieser hat sich unglücklicherweise mehrere Zähne ausgeschlagen, „worst case“ für einen Bläser. Elegisch, mit weichen Klang zelebrieren die beiden Rachmaninoffs „Vocalise“, seelenvoll die Pavane von Gabriel Faure.

Einheit von Orgel und Saxophon
Verblüffend, welch organische Einheit Orgel und Saxophon bilden können. Günthner nie dominierend, stets ein gefühlvoller, harmoniebetonter Partner. Zwischendurch improvisiert Segmehl, schreitet durch das Kirchenschiff am Publikum vorbei, erfüllt den hohen Raum mit klangvollem Widerhall, beendet seine Soli mit „No, je ne regrette rien“. Zum Abschluss gibt das Duo „Oblivion“ von Astor Piazzolla mit auf dem Weg zur zweiten Wein-und Gesprächspause. Sanft und sehnsüchtig.

Im Teil drei gleich ein Ohrwurm: der „Bolero“ vom Maurice Ravel. Günthner moduliert im Ravel´schen Sinne, Jürgen Mayer am Schlagwerk punktgenau und kreativ. Noch ein bewährter Hit ist „Pomp and Cirumstances“ von Edward Elgar, Dann drei weitere französische Komponisten, die erste Leutkircher Orgelnacht ist vorbei. Viel Klang, viel Licht, viel Genuss.
 

Samstag, 7. Mai 2022

1. Orgelmatinee 2022

Christian Tarrabia, Italien, Orgel

Programm:
Johann Sebastian Bach (1685-1750):
- Präludium und Fugue in a moll BWV 543
- Vor deinen Thron tret ich hiermit BWV 668
- Aria "Schafe können sicher weiden" aus Kantate BWV 208
- Fantasia in c moll BWV 562
Josef Gabriel Rheinberger (1839-1901):
- Cantilena aus Sonate Nr.11 Op.148
Flor Peeters (1903-1986):
- Toccata, fugue et hymne sur "Ave Maris Stella"