Rückblick auf das Jahr 2017

Sonntag, 19.März 2017, 17 Uhr

Louis Spohr, Oratorium: "Die letzten Dinge"

Ausführende:
Kantorei St. Martin in großer Besetzung
Kammerphilharmonie Bodensee-Oberschwaben
Solisten: Hanna Herfurtner, Sopran, Andrea Fessmann, Alt,
Michael Nowak, Tenor, Franz Xaver Schlecht, Bass

Gesamtleitung: Regionalkantor Franz Günthner

Babette Caesar in der Schwäbischen Zeitung vom 21.3.2017:

"Dieser Spohr bleibt im Ohr

Leutkirch sz Minutenlangen tosenden Applaus haben die Besucher in der ausgebuchten Kirche St. Martin dem Oratorium Die letzten Dinge von Louis Spohr am Sonntagabend gezollt. In großer Besetzung traten unter der Leitung von Regionalkantor Franz Günthner die Kantorei St. Martin zusammen mit der Kammerphilharmonie Bodensee-Oberschwaben auf. Vier Gesangssolisten bestachen in den Textpassagen von Friedrich Rochlitz.

Schlichtheit dominiert

Mit Franz Günthner betrat einer das Pult, dem es gelang, diese komplexe Verdichtung so aufleben zu lassen, dass die von Spohr gewollte Schlichtheit dominiert. Traurig und sehnsuchtsvoll hebt die Ouvertüre im Andante grave an. Von einzeln gesetzten Paukenschlägen gehöht und in der anfänglichen Melodie an Mozarts Requiem erinnernd, nur nicht in solcher Endgültigkeit. Sinfonische Züge führen im Allegro hin zu beinah Beschwingtem und Hoffnungsfrohem, bevor der Chor stimmgewaltig mit Preis und Ehre ihm einsetzt.
Mit den Solisten Sopran Hanna Herfurtner und Alt Andrea Fessmann, Tenor Michael Nowak und Bass Franz Xaver Schlecht hat Franz Günthner auf ein eingespieltes Quartett zurückgegriffen und auch darin eine gute Wahl getroffen. Alle vier Stimmen bestachen durch ihre Klarheit und Akzentuiertheit in den Konturen, durch ihren warmen und vollen Klang. Berührend und tief ergriffen gab sich sein Soloauftritt im Rezitativ zu Beginn des zweiten Teils der Apokalypse. Nachdem orchestral auf den ersten Teil zurückgeblickt wurde und dunkel Gestimmtes der beiden Celli zum Dramatischen überleitete. Er kommt, der Tag der Schrecken kommt, geht Schlechts Bass über zum Duett von Hanna Herfurtner und Michael Nowak. Beide betont dem Liedrepertoire verpflichtet, führten ein lyrisches, hervorragend harmonisierendes Wechselspiel beider Stimmen auf. So wie auch im nachfolgenden Rezitativ sich Sopran und Alt hervortaten, wenn nach der Finsternis sich ein neuer Himmel und eine neue Erde von Gott bereitet auftut.
Was die Aufführung in St. Martin auszeichnet, ist der Zusammenklang aller Akteure. Der festliche Charakter Spohrscher Chromatik tritt zu Gunsten dramatischer orchestraler Ausdrucksfarben, aufwallender, das ganze Leid intonierender Chorstimmen im Wechsel mit dem Tenor in Gefallen ist Babylon, die Große zurück. Fast gänzliche instrumentale Stille herrscht anschließend in der Seligpreisung der Toten. Sehr schön kommen hier vordringlich die Vokalstimmen zum Tragen. Dichtes musikalisches Verwobensein dieses Werks beleuchteten die Ausführenden, wofür im ersten Teil die mit Heilig, heilig einsetzende Partie steht. Hell und einfühlsam im Solo und Chor, die im Rezitativ tänzerisch und heiter klingen und sich musikalisch immer wieder gegenseitig befruchten." 

Samstag, 6. Mai 2017, 11.15 Uhr

1. Orgelmatinee 2017 - Orgel und Percussion

Percussionensemble "The Metallets" mit Moritz Lindauer, Beat Jakob und Steffen Volz,
Regionalkantor Franz Günthner, Orgel

Bernd Guido Weber in der Schwäbischen Zeitung vom  9.5.2017:

"Bach als 'junger Wilder' mit Drums

Orgelmatinee zur Marktzeit startet mit einem außergewöhnlichem Projekt

Regionalkantor Franz Günthner schlägt die Orgel der Kirche St. Martin enthusiastisch, virtuos. An den Drums Beat Jakob, vielfach preisgekrönt. Eine packende Version von Toccata und Fuge d- moll, Bachs populärem Frühwerk. Die Reihe Orgelmatinee zur Marktzeit startet, sozusagen, mit einem Paukenschlag. Mit dem Percussionensemble The Metallets, Moritz Lindauer, Stefan Volz und Jakob. Vor vielen Zuhörerinnen und Zuhörern. Viel Beifall für dieses Kabinettsstück von Günthner und Jakob.
Das Programm beginnt düster. Danse macabre des zeitgenössischen Harald Feller steigert sich wirbelnd in die Höhe, mit wilder Orgel. Die Percussion-Jungs machen das Stück noch intensiver. Vorhof zur Hölle, meint die Banknachbarin. Wohl genau das, was Feller mit dieser Komposition ausdrücken wollte.
Das Preludio der Sonate c-moll von Alexandre Guilmant beruhigt das Herz etwas, auch dies mit mächtigem Orgelklang vorgetragen. Guilmand, der Orgelromantiker aus Boulogne-sur-Mer, ist ja hier von Gastsolisten des öfteren vorgestellt worden. Zu Recht. Günthner reiht zwischen den reinen Percussionstücken noch das Adagio molto - feine Dissonanzen brechen die Wohlgefälligkeit - sowie die Fuga der nämlichen Sonate ein. Erholung pur für Körper und Seele ist Fission von Alice Gomez (*1960). Zwei Marimbas plus Percussion, meditativ, repetitiv, sanft im Kirchenschiff verhallend. Die Marimba Music von Eckhard Kopetzki (*1956) kommt deutlich fordernder, ein Sahnestück für die bei vielen Wettbewerben erfolgreichen Metallets. Zum Schluss also ein furioser Bach."

Samstag, 3. Juni 2017, 11.15 Uhr

2.Orgelmatinee 2017 - Orgel und Querflöte

Agnes Gindele, Flöte
KMD Thomas Gindele, Orgel

Bernd Guido Weber in der Schwäbischen Zeitung vom 6.6.2017:

"Flöte und Orgel als Traumpaar

Agnes und Thomas Gindele spielen bei der Matinee in St. Martin selten aufgeführte Werke

Die unterhaltsamsten Klänge kommen zum Schluss. Robert Jones, ein Waliser, fragt mit seiner Triptyque weder nach dem großen Sinn noch fleht er den Himmel an. Drei unkomplizierte Stücke, das zweite, Elegie, wunderbar verträumt. Der Galopp galant ist ein stimmungsvoller Aufbruch in diesen sommerlichen Pfingstsamstag. Viel Beifall für die Flötistin Agnes Gindele und den Organisten Thomas Gindele.
Auf der großen Leinwand links vorne im Kirchenschiff können die Zuhörer den beiden Musiker beim Spiel zusehen. Diesmal mit neuer Technik, zwei Kameras liefern die Bilder.
Das Ehepaar Gindele eröffnet mit der Sonate in e-moll von Johann Joachim Quantz (1697 - 1773). Quantz hat bei Scarlatti studiert, den heiteren italienischen Ton verinnerlicht. Orgel und Flöte bilden eine akustische Einheit, der Silberklang wird nie vom mächtigen Instrument unterdrückt. Das kleine Orgelkonzert g-moll von Johann Gottlieb Graun (1702 - 1771) kommt ebenfalls mit südlicher Leichtigkeit. Ein gefälliges Werk mit flinken Läufen, viel Fußarbeit, bunten Farben.
Das restliche Programm ist zeitgenössisch. Die drei Helligkeiten des US-Amerikaners Carson Cooman, 1982 geboren, beziehen sich je auf eine biblische Passage. Die Flöte hat den Part der klaren, hellen Stimme, die Orgel umspielt diese sacht, tritt auch immer wieder mit dem ultratiefen Büßerton hervor. Am schönsten kommt die meditative zweite Brightness. Die folgende Orgeltoccata des US-Kirchenmusikers John Weaver geht dagegen mächtig auf die Ohren, in den Körper. Der Presbyteraner Weaver missioniert etwas gewalttätig. Reichlich Furor. Dann der heitere Ausklang. Und beim nächsten Mal gibt es Orgel und Oboe."

Samstag, 1.Juli 2017, 11.15 Uhr

3.Orgelmatinee 2017 - Oboe und Orgel

Dirk-Michael Kirsch, Oboe
KMD Klaus Geitner, Orgel
München

Bernd Guido Weber in der Schwäbischen Zeitung vom 4.7.2017:

"Aparte Vielfalt aus drei Jahrhunderten

Ein abwechslungsreiches Programm mit Kompositionen aus drei Jahrhunderten: Der Oboist Dirk-Michael Kirsch und Klaus Geitner an der Orgel haben dafür bei der Orgelmatinee zur Marktzeit in St. Martin viel Beifall geerntet. Besonders Kirsch verzauberte mit seinem Spiel.

Bezirkskantor Franz Günthner versucht, bei der Orgelmatinee die Vielfalt der Orgelliteratur darzustellen. Also nicht nur Orgel solo, sondern auch Orgel plus Percussion und Schlagwerk, Orgel mit Flöte und jetzt, zum ersten Mal, Orgel und Oboe. Mit Erfolg, die Kirche war bestens besucht.

Kirsch und Kirchenmusikdirektor Geitner eröffneten mit der Sonate g-moll von Francesco Geminiani (etwa 1680 bis 1762). Ein unterhaltsames, kurzweiliges Werk im Stil seiner Zeit, die Oboe mit klaren, in sich gebundenem Ton. Bei der farbenreichen Sonate a-moll von Telemann glänzten die beiden Musiker mit filigranem Spiel, besonders schön das Spirituoso.

Musik vom Filmkomponisten
Die Voluntaries des US-Amerikaners Mee Pattison sind populär angelegt, besonders das Andante g- moll könnte leicht Basis eines aktuellen Hits sein. Kopfkino dagegen beim Italiener Nino Rota. Er war einer der bekanntesten Filmkomponisten, hat die Filmmusik zu Der Pate, Krieg und Frieden, La dolca vita und vielen Streifen mehr geschaffen. Seine Elegie ist verträumt, meditativ. Annäherung, Liebe.

Sozusagen im handfesten Vollformat ist dagegen die Sonate F-Dur vom Gottfried August Homilius (1714 bis 1785). Eine einfühlsame Orgel, eine elegische Oboe, herzberührend das Amoroso. Viel Beifall. Pünktlich zum Mittagsläuten.
Auch dieses Mal war übrigens die neue Videotechnik im Einsatz, separate Kameras zeigen mehr als nur ein Standbild. Kameramann Hans Hellmann bekam dafür Beifall."

Samstag, 5. August 2017, 11.15 Uhr 

4.Orgelmatinee - Concerto Tricolore

Juan Paradell Solé, Rom, Italien

Bernd Guido Weber in der Schwäbischen Zeitung vom 8.8.2017:

"Der Papst-Organist bekommt begeisterten Applaus

Leutkirch sz Zum Schluss ein letzter mächtiger Akkord. Juan Paradell Solé lässt das Tongebäude lange stehen, irgendwie ist´s auch ein Markenzeichen des Organisten der Sixtinischen Kapelle in Rom. Nochmals daran erinnern, wie klein der Mensch in Wirklichkeit ist. Danach stehen viele in der bestens besuchten Kirche St. Martin auf, spenden stehend Applaus. Für einen Großen, der in puncto Virtuosität, smarter Registerwahl und makelloser Ausführung Maßstäbe setzt.
Orgelmatinee zur Marktzeit ist ja eine Erfolgsgeschichte, eigentlich kommen Monat für Monat mehr Menschen zu dem dreiviertelstündigen Konzert. So viele wie beim Organisten des Papstes sind´s noch nie gewesen.

Große Videoleinwand vorne im Kirchenschiff
Solé eröffnet mit dem Piece heroique von Cesar Franck. Zwei Themen hat der Erneuerer der französischen Orgelmusik in diesem Heldenstück verarbeitet, ein heroisches sowie ein lyrisches. Expressive Harmonik, kraftvoller Klang, aufschwellende Dissonanzen und ein mächtiges Finale. Interessant ist die Fußarbeit des Organisten, zu sehen auf der großen Videoleinwand vorne im Kirchenschiff. Zunächst wenige, sich wiederholende Basstöne, wie die große Trommel, die zu den Waffen ruft. Dann dumpfes Kampfgetümmel. Damals wird der Krieg noch glorifiziert.
Spontanen Beifall bekommt der gebürtige Katalane für die Sonate No. 2 von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Ein kraftvolles Grave in dunklen Farben, das Adagio in zarten Farben hingetupft, bei der Fuge die Füße fast so flink wie die Finger. Auch hier der Schlussakkord lange, eindrucksvoll. Das Scherzo op. 49 No. 2 von Marco Enrico Bossi kommt als reizvolles Stück mit südlichen Farben, der in Saló am Gardasee geborene Komponist vermittelt ein fröhlicheres Lebensgefühl als andere. Dynamische Steigerungen, dann wieder das Motiv, weitergesponnen, mit glockenhellen Tönen. Solé zeigt auf, was in der Leutkircher Orgel steckt, auf subtile Weise. Beim Final von Alexandre Guilmant, dem Romantiker von der französischen Kanalküste, dreht er dagegen auf, fast zu viel Gänsehaut-Volumen. Dann der mächtige Schlussakkord. Und die Mittagsglocken läuten. Zeit für ein Mahl in Leutkirch mit Bezirkskantor Franz Günthner hat Juan Paradell Solé freilich nicht. Er muss den Flieger erreichen. Nach Gdansk (Danzig). Zum Abendkonzert."

Samstag, 2.September 2017, 11.15

5.Orgelmatinee - Ora della Solenne

Ennio Cominetti, Varenna, Italien

Sabine Centner in der Schwäbischen Zeitung vom 4.9.2017:

"Eine weihevolle Stunde

Leutkirch sz Mit einem gut besuchten Konzert unter dem Motto "Ora delle solenne" - italienisch für "eine Stunde der Weihe" - ist die diesjährige Reihe der Orgelmatineen zur Marktzeit zu Ende gegangen. Ennio Cominetti aus Varenna am Comer See, schon im Mai 2015 zu Gast in Leutkirch, spielte in der Pfarrkirche St. Martin Werke von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847), Johann Sebastian Bach (1686-1750) und Marco Enrico Bossi (1861-1925).

Der 60-jährige Cominetti ist nicht nur ein gefragter Organist, sondern auch Komponist, Chor- und Orchesterleiter und blickt als Solist und Dirigent auf mehr als 1000 Konzerte in der ganzen Welt zurück. Dass er gerne nach Leutkirch kommt, wie er versichert, habe mit dem netten Empfang hier zu tun und damit, dass er die Orgel der Martinskirche kennt. 

Mit Präludium und Fuge in G-Dur aus Fexlix Mendelssohn-Bartholdys Passacaglia eröffnet Cominetti sein Konzert. Ganz im Stil des vom Schöpfer des Werks bewunderten Johann Sebastian Bach erklingt das Präludium romantisch, getragen und weihevoll wie ein Pastorale. Meno grave leichter, dann die Fuge, ein stimmungsvolles Tongebäude, virtuos gesteigert mit dem chromatischen Thema im Pedal. Dann folgt Bach selbst: Präludium (Fantasia) und Fuge in c-Moll des großen Barockkomponisten sind Klassiker der Orgelliteratur.
Cominettis Interpretation können die Zuhörer wie gewohnt auf der Videoleinwand verfolgen: Er spielt unprätentiös, mit sparsamen Gesten an Manualen und Pedalen, und entlockt dem Instrument zugleich ein eindrucksvolles Tonvolumen. Erhabene, weihevolle Klänge, wie sie das Thema des Tages erwarten lässt, erfüllen das Gotteshaus St. Martin

Wie schön, dass die Stunde der Weihe dann doch noch sehr italienisch wird: temperamentvoll, raumfüllend, triumphierend und mit einem fast unendlich lang gehaltenen Schlussakkord. Kurzes Innehalten, dann danken die mehr als 100 Zuhörer dem Virtuosen an der Orgel mit viel Beifall.
Sehr zufrieden mit der Resonanz auf die Orgelmatineen zur Marktzeit ist auch der Förderverein Kirchenmusik. Wir haben Jahr für Jahr steigende Besucherzahlen und mittlerweile ein treues Stammpublikum, freut sich die Vorsitzende Christine King. Keine Frage deshalb: Die Konzertreihe wird auch im kommenden Jahr fortgesetzt."

Sonntag, 10.Dezember 2017, 17Uhr, Leutkircher Advent

Karlheinz Schweigert in der Schwäbischen Zeitung vom 12.12.2017

"Vielseitige Gestaltung und wunderschöne Klänge

Leutkirch - Seit 2012 gibt es in St. Martin die "Geistliche Chormusik zum Advent", mit der die Chöre der Kirchengemeinde unter Leitung von Regionalkantor Franz Günthner auf die Weihnachtszeit einstimmen. So auch am Sonntagnachmittag in der trotz widrigem Wetter gut besetzten Pfarrkirche und erstmals mit dem Akkordeonorchester der Musikschule App. Stimmungsvoll zog mit "Alta Trinita beata" und Kerzenschein die Kantorei ein, um dann im Chor der Kirche a cappella mit vollem ausgewogenen Klang "Frohlocket ihr Völker" zu singen. Erwartungsvoll und tröstlich steigernd gelang zudem der Chorsatz "Denn er hat seinen Engeln befohlen" aus dem Oratorium "Elias" von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Herzhaft innig und mit couragierten Solisten sangen die Martinsspatzen mehrere adventliche Lieder, begleitet von Claudia Müller (Querflöte) und Franz Günthner am E-Piano. Ebenfalls vier Weisen erklangen mit dezentem Volumen beim Jugendchor mit Solisten und Geigerin Hannah Martin. Schließlich füllte das Mädchen-Septett "Ensemble vocal" jubelnd in der Höhe und mit vollen Alt-Tönen den Kirchenraum. Mit "Lyrisches Andante" und "Con Brio" meisterte das Akkordeonorchester den instrumentellen Part des Konzertes, um dann alle Sänger und Zuhörer beim gemeinsamen Singen von "Tochter Zion, freue dich" zu begleiten. Gefolgt von reichlich Beifall dankte Pfarrer Karl Erzberger, der auch zwei besinnliche Texte gelesen hatte, zum Abschluss allen Ausführenden "für die vielseitige Gestaltung und wunderschönen Klänge".

Foto:Schweigert, 12.12.2017                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              

Sonntag, 31.12.2017, 22 Uhr

Silvesterkonzert

Jahresausklang mit Matthias Haslach, Trompete, und Franz Günthner, Orgel

Babette Caesar in der Schwäbischen Zeitung vom 2.1.2018

"Hoffnungsfroh und voller Zuversicht

Leutkirch sz Mit einem wundervollen, gleichsam hoffnungsfrohen wie tiefblickenden Konzert ist das Jahr 2017 in der Stadtkirche St. Martin an Silvester festlich ausgeklungen.

In barocker, beschwingter Klangfarbe
In diese Zuversicht stimmten Franz Günthners Orgel und Matthias Haslachs Trompetenspiel mit dem Allegro und Largo aus dem Concerto II in ES-Dur des böhmischen Kapellmeisters und Komponisten Johann Baptist Georg Neruda ein. Noch ganz dem Barock verpflichtet, erstrahlte es voll Leichtigkeit. Geradezu beschwingt ließ es sich dabei auf das vergangene Jahr zurückschauen und mit einiger Zuversicht dem kommenden entgegen blicken.
Momente der Versöhnlichkeit spendeten die beiden Sätze, wenn sich Orgel und Trompete melodisch eng verwoben aufeinander einlassen. Wenn der Blick in dem abgedunkelten Kirchenschiff auf den hell leuchtenden Christbaum im Chor und die seitlich platzierte Krippe fällt, stellt sich tiefe Dankbarkeit ein.

Ungebremste Spielfreude
Haslachs Solopartien verströmen dabei ungebremste Spielfreude, ohne überschwänglich zu werden. Das bringt glasklare Tonleitern in einer befreiten Akustik hervor. Sehnsuchtsvoll und befriedet für den Moment gibt sich ihr Largo zu erkennen. Schwebend, so als wäre alles Schwere von einem abgefallen. Die in gedämpften gelben Licht gehaltene Atmosphäre des Kirchenraums verspricht ein Gefühl von Mystik, von Geheimnisvollem, das sich in dem Wunder um die Geburt Jesu Christi ausdrückt.
Den Moment des Schwebens, eines nicht von dieser Welt Seins gaben auch die „Variationen über kein französisches Weihnachtslied“ wieder. Aus der Feder des 1965 in Hagen geborenen Kirchenmusikers Carsten Klomp zeigte sich Franz Günthners Orgelspiel impulsiv, experimentell und sehr frisch, um in eine andere Sphäre über das Reale hinaus zu entführen. Sturmgewaltig losbrechend mündete das Werk in einem pompösen „O du fröhliche“.
Mit Georg Philipp Telemanns Konzert in B-Dur wandten sich Trompete und Orgel erneut dem barocken Klangvolumen zu – lebhaft und sanft voranschreitend. Mit John Weavers kapriziöser Toccata für Orgel rückte Franz Günthner sein klanggewaltiges Instrument in den Vordergrund, das lautmalerisch und weit verzweigt sich immer schneller drehend den Raum füllte.

Schlichtheit trifft auf expressive Opulenz
In tonalen Kontrast dazu trat das Andante „Gammal fäbodpsalm von Dalarna“ des schwedischen Komponisten Oskar Frederik Lindberg. Der alte Psalm über die historische Provinz in der waldreichen, hügeligen Landschaft im Herzen Schwedens nahm einen ruhigen dunkel gefärbten Auftakt, in den Haslachs Trompete gefühlvoll eingriff.
Auf dieses schlichte, doch sehr klangschöne geistliche Lied folgte Charles Marie Widors Finale aus seiner 6. Orgelsymphonie, mit der der französische Komponist auf dem Höhepunkt seiner Meisterschaft anlangte. Dramatisch auffahrend, expressiv und fordernd gab sich Günthners Interpretation. So als wolle sie mit ihrem glühenden Schlussakkord eine Mahnung aussprechen, die Schönheit dieses Erdballs zu bewahren.
Mit dem Concerto d-Dur des Italieners Guiseppe Tartini schloss sich der Kreis hin zu barocker Pracht mit einem temporeichen elektrisierenden Allegro grazioso. Minutenlangen Applaus spendeten die Silvestergäste den beiden Solisten, um festlich gestimmt und voller Zuversicht das neue Jahr in einer mondklaren Nacht zu begrüßen."